Digitale Pflege:
Das Altenheim der Zukunft

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Das Altenheim der Zukunft

Mit dem demografischen Wandel und einer alternden Gesellschaft scheint es nahezu unumgänglich, die Digitalisierung auch in der Pflege mehr und mehr zu installieren und ihre Möglichkeiten für die pflegerischen und medizinischen Aufgaben zu nutzen. Digitale Pflege umschreibt den Einsatz digitaler, vernetzter Technologien und die damit einhergehenden Veränderungen in der Pflege mit dem Ziel, die Pflegeeffizienz zu steigern, die Lebensqualität der Bewohner zu verbessern und das Pflegepersonal zu entlasten.

Wie digital ist die Pflege heute?

Im Vergleich mit anderen Branchen ist die Digitalisierung in der professionellen Pflege noch unterrepräsentiert, setzt sich jedoch zunehmend durch. Dies geschieht mittles Förderprojekten verschiedener Ministerien auf Bundes- oder Landesebene ebenso wie durch Gesetze, die diese Entwicklung voranbringen sollen, etwa das Pflegepersonal-Stärkungs-Gesetz (PpSG), das Digitale-Versorgungs-Gesetz (DVG) und das Digitale-Versorgungs- und Pflege-Modernisierungs-Gesetz (DVPMG). Am häufigsten wird nach einer Befragung der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) derzeit die elektronische Pflegedokumentation eingesetzt. Dieses System zur elektronischen Erfassung von Patienten- oder Bewohnerdaten nutzen bereits über 70 Prozent der befragten Pflegeeinrichtungen.

Auch eine Umfrage des IGES-Instituts (Institut für Gesundheits- und Sozialforschung) zum Einsatz von Digitaltechnik in Pflegeeinrichtungen zeigt, dass diese vor allem im Bereich Verwaltung und Organisation verbreitet ist.

Relativ häufig werden in der Pflege weiterhin technische Systeme genutzt, die das Pflegepersonal körperlich entlasten, beispielsweise digital gesteuerte Personenlifter oder auch Sensorsysteme wie Sensormatten zur Sturzerkennung.

Welche digitalen Technologien sind in Pflegeheimen vorstellbar und sinnvoll einzusetzen?

Mit Hilfe von Telemedizin oder Telecare sind Kommunikation und professioneller Austausch von Pflegenden, Medizinern und anderen Berufsgruppen mit den Pflegebedürftigen über Onlinesysteme möglich. So können alle an einem Pflegeprozess Beteiligten miteinander in Videochats in Kontakt treten. Dies ist vor allem dann sinnvoll und notwendig, wenn ein Facharzt weite Anfahrtswege zu einem Pflegeheim hat oder wenn Pflegebedürftige nicht mehr mobil genug sind, um ihren Arzt persönlich aufzusuchen.

Ein Beispiel für die Nutzung ist eine Überwachung der Blutzuckerwerte eines Pflegeheimbewohners. Die digital an den Arzt übermittelten Werte können so kontrolliert, besprochen und im Notfall geeignete Maßnahmen eingeleitet werden.

Um Telecare zu nutzen, sind allerdings die dazugehörige technische Infrastruktur, entsprechende Rechnerkapazitäten und stabile Internet-Breitbandanschlüsse erforderlich. Gerade die Breitbandversorgung ist in ländlichen Regionen häufig noch nicht ausreichend.

Wearables als Tool im Gesundheitsmanagement

Sogenannte Wearables wie Fitnessarmbänder oder SmartWatches werden direkt am Körper getragen und erfassen kontinuierlich physiologische und physikalische Daten des Trägers. Sie müssen nicht aktiv bedient werden und übermitteln automatisch notwendige Informationen, beispielsweise Vitalparameter wie Herzfrequenz und Blutdruck oder zurückgelegte Schritte der pflegebedürftigen Menschen an die Pflegekräfte. Auf diese Weise können potentielle gesundheitliche Probleme frühzeitig erkannt und geeignete Maßnahmen ergriffen werden.

Laut einer Studie der Stanford University School of Medicine konnten mit Hilfe einer SmartWatch 84 Prozent der betroffenen Fälle von Vorhofflimmern erkannt werden.

Denkbar ist auch ein Wearable zum Erkennen von Bewegungsmustern für Personen im Heim, die häufig stürzen. Registriert das Gerät einen Sturz, erfolgt ein Alarm an das Pflegepersonal, wodurch sofort Hilfe eingeleitet werden kann.

Je nach Bedürfnis und Gesundheitszustand der Träger sind weitere Anwendungen möglich, beispielsweise Navigationsunterstützung bei sehbehinderten oder blinden Senioren.

Der Roboter als Freund und Helfer

Auch wenn es humanoide, also menschenähnliche Roboter gibt, die dank künstlicher Intelligenz immer lernfähiger werden, sind die in der professionellen Pflege eingesetzten Roboter Systeme, die pflegerische Tätigkeiten teil- oder vollautomatisch unterstützen oder ganz übernehmen.

Roboter können eingesetzt werden, um Pflegeutensilien aufzufüllen, Medikamente, Wäsche oder Sterilgut an den geforderten Einsatzort zu fahren (Intelligente Pflegewagen).

In der Pflege werden sie aber auch genutzt, um die körperlichen Belastungen der Pflegenden zu verringern. Digital gesteuerte Lifter und Aufstehhilfen oder Roboteranzüge (Exoskelette) helfen, pflegebedürftige Menschen zu bewegen oder zu lagern. Somit verbessert die digitale Technik die Kraftübertragung und schont die Pflegekräfte.
Auch fördern Roboter die soziale Interaktion der Pflegebedürftigen.

Haus- oder kuscheltierähnliche Roboter sollen der Vereinsamung der Heimbewohner entgegen- und sich positiv auf ihre Gefühlslage auswirken. Diese Robotertiere werden mehr und mehr in der Pflege dementer Menschen eingesetzt. Die Roboter erkennen Berührungen und reagieren auf Geräusche und Stimmungen. Streicheln etwa löst behagliches Brummen aus und kann so bei kognitiv eingeschränkten Menschen einen emotionalen Zugang schaffen und Zufriedenheit auslösen.

Um die Beweglichkeit der Bewohner zu fördern oder zu erhalten, können ebenfalls Assistent-Roboter eingesetzt werden, die personalisierte Übungsprogramme anbieten, therapeutische Übungen mit den Bewohnern durchführen und die Fortschritte verfolgen und dokumentieren.

Weitere Systeme trainieren die kognitiven Fähigkeiten der Pflegebewohner, indem sie zu Spielen animieren, Rätsel aufgeben, Witze erzählen und ihnen Gesellschaft leisten.

Welche Vorteile bringt die Digitalisierung in der Pflege?

Die genannten Beispiele der Digitalisierung in der Pflege verdeutlichen deren Vorteile und Potential. Denn nicht nur die Pflegebedürftigen werden älter, sondern auch die Pflegenden selbst, wodurch sich die Frage nach einer altersgerechten Arbeitsplatzgestaltung stellt. Zu dieser Problematik kommt der Mangel an Nachwuchs in der Pflege. Nicht wenige Stellen bleiben heute bereits unbesetzt. Da mit einer längeren Lebenserwartung aber auch die Pflegewahrscheinlichkeit steigt, müssen die Pflegelücke geschlossen und mehr Auszubildende für die Pflege gewonnen werden. Dies wird ohne Verbesserung der Arbeitsbedingungen jedoch nicht möglich sein. Hier stellt die Digitalisierung eine Chance zur Erleichterung des Pflegealltags dar. Mit Hilfe der genannten digitalen Möglichkeiten werden Freiräume geschaffen, die den Pflegenden Routinearbeiten ebenso abnehmen können wie körperlich belastende Tätigkeiten. Das Pflegepersonal kann somit effizienter und produktiver arbeiten, da es sich auf die relevanten Aufgaben und insbesondere auf das Sinnstiftende ihrer Arbeit, die menschliche Zuwendung, konzentrieren kann. Entsprechend sinken Arbeitsbelastung und Druck, was Fehler verringert und so allgemein die Pflegequalität verbessert. Indem das Pflegepersonal mehr Zeit hat, sich den Heimbewohnern zu widmen, steigern sich Zufriedenheit, auch auf Seiten der Pflegenden, ebenso wie die Sicherheit und das Wohlbefinden der Senioren.

Ist die Digitalisierung nur positiv zu bewerten? Gibt es auch Risiken?

Vor Einführung digitaler Techniken in den Pflegeheimen wurden Daten wie pflegerische Maßnahmen hauptsächlich handschriftlich auf Papier festgehalten, was zeitintensiv und fehleranfällig war, gerade wenn unter Zeitdruck gearbeitet wurde. Auch die Kommunikation zwischen den Pflegekräften, anderen Berufsgruppen, die an der Pflege beteiligt waren, und den Bewohnern erfolgte in der Regel auf analogem Weg. Dies führte zu ineffizienten Abläufen, längeren Wartezeiten und einem erhöhten Fehlerrisiko bei der Dokumentation.

Durch Einführung elektronischer Patientenakten und digitaler Pflegedokumentationssysteme wird der Informationsfluss maßgeblich erleichtert und verbessert. Dennoch bleiben Hindernisse.

Eines der wesentlichen ist hier, die älteren Menschen an die neuen Technologien heranzuführen. Ältere Menschen können Vorbehalte gegenüber digitalen Systemen und Schwierigkeiten haben, diese zu verstehen und zu bedienen. Nicht nur die Bewohner, auch die Pflegekräfte müssen dementsprechend auf die Nutzung digitaler Technologien vorbereitet werden. Sie müssen geschult und weitergebildet werden, um sicherzustellen, dass die Systeme auch effektiv genutzt werden.

Ein weiterer wichtiger Aspekt sind Datenschutz und Datensicherheit. Im Zuge der Digitalisierung wird eine Vielzahl von persönlichen und sensiblen Daten elektronisch erfasst und gespeichert. Den Schutz dieser Daten müssen die Pflegeeinrichtungen gewährleisten und den Zugriff auf sensible Informationen streng kontrollieren und verschlüsseln, um Missbrauch und Datenlecks zu verhindern.

Nicht zuletzt müssen im Zusammenhang mit der Digitalisierung in der Pflege auch ethische Überlegungen Berücksichtigung finden. Der Einsatz von Überwachungstechnologien, etwa Kameras oder Ortungssystemen, kann zu Bedenken hinsichtlich Privatsphäre und Würde der Heimbewohner führen. So ist es wichtig, Datenschutz- und Ethikrichtlinien zu berücksichtigen, damit diese Technologien verantwortungsvoll eingesetzt und die Rechte und Bedürfnisse der Bewohner respektiert werden.

Künstliche Intelligenz (KI) und Virtual Reality (VR) in der Pflege

Einen Schritt weiter in Richtung Innovationen gehen Künstliche Intelligenz und Virtual Reality in der Pflege. Die Integration von KI-Systemen macht es möglich, Bewohner noch effizienter zu überwachen und zu betreuen. Intelligente Kameras, die Bewegungen in Echtzeit erfassen, können von der KI genutzt werden, um Verhaltensmuster eines Bewohners zu erkennen und frühzeitig auf Veränderungen zu reagieren.

Ein intelligenter Robotik-Arm wiederum unterstützt die Pflegenden bei den Tätigkeiten, die viel Körpereinsatz erfordern. Das Robotersystem erfasst die Handlungsabsicht des Pflegenden und so entsteht ein sinnvolles Zusammenspiel von Mensch und Maschine.

Die Möglichkeiten der Virtual Reality liegen dagegen eher im Bereich der Unterhaltung. Durch den Einsatz der VR können die Bewohner virtuelle Reisen unternehmen, die VR bietet Spiele, die ihren Körpereinsatz erfordern, aber auch kognitiven Übungen zur Schulung der Gedächtnisleistungen. Körperliche und geistige Aktivität werden so gefördert, Isolation und Langeweile verringert. VR kann aber auch therapeutisch genutzt werden, um Ängste oder Phobien zu behandeln oder Erinnerungen zu reaktivieren.

Unbegrenzte Möglichkeiten?  

In Anbetracht der zu erwartenden Herausforderungen in der Pflege kann die Digitalisierung sicherlich dazu beitragen, die Arbeitsbedingungen attraktiver und zeitgemäßer zu gestalten und das Pflegepersonal zu entlasten. Dennoch müssen auch die mit ihrer Einführung einhergehenden Probleme bedacht werden. Die in der Pflege Beschäftigten sehen einer Befragung zufolge erheblich Finanzierungsprobleme für ihren Einsatz, geringe Akzeptanz bei den älteren Beschäftigten und auch den hohen Zeitaufwand bei der Einarbeitung in die digitalen Technologien. Besonders wichtig sind zudem die Beachtung von Datenschutz- und Ethikrichtlinien.

Dennoch zeigen Studien, dass die in der Pflegebranche Beschäftigten durchaus neugierig und aufgeschlossen gegenüber neuen Technologien sind, wenn diese den zentralen Werten der Pflege nicht entgegenstehen, sondern ihnen mehr Gestaltungsmöglichkeiten im sozialen menschlichen Bereich ermöglichen.

Digitalisierung eröffnet also neue Möglichkeiten für eine personalisierte und effiziente Pflege. Um künftigen Herausforderungen zu begegnen, müssen Pflegekräfte, Technologieexperten und Entscheidungsträger eng zusammenarbeiten. So können die Chancen digitaler Innovationen genutzt und eine qualitativ hochwertige und bedürfnisorientierte Altenpflege gewährleistet werden.

Erfahren Sie mehr über die Anwendungen und den Umgang mit digitalen Geräten im Altenheim in unserer Veranstaltung:

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14.09.2023 von 14:00 Uhr bis 15:30 Uhr

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