Roboter in der Pflege: Einblicke in Entwicklung

In den letzten Jahren hat der Einsatz von Technologie im Gesundheitswesen zunehmend an Bedeutung gewonnen. Ein besonders interessanter Bereich ist der Einsatz von Robotern in der Pflege. Diese technischen Helfer bieten die Möglichkeit, Pflegeprozesse zu unterstützen und damit sowohl Pflegebedürftigen als auch Pflegenden den Alltag zu erleichtern.

Im Rahmen der Veranstaltung "Der Einsatz von Robotern in der Pflege in der Praxis" gab Hannes Eilers von der Fachhochschule Kiel tiefe Einblicke in dieses Thema. Basierend auf langjährigen Erfahrungen und Entwicklungsprojekten beleuchtete sein Vortrag sowohl die praktische Umsetzung als auch die daraus resultierenden Vorteile und Herausforderungen des Einsatzes von Robotern in der Altenpflege.

Weitere Informationen zur Veranstaltung finden Sie hier.

In diesem Blogbeitrag fassen wir die Kernpunkte des Vortrags von Hannes Eilers, Fachhochschule Kiel, zusammen. Wir diskutieren, wie Roboter die Pflege älterer Menschen verbessern können und welche Rolle sie in der Zukunft des Gesundheitswesens spielen könnten.

Die Bedeutung von Robotern in der Pflege

Was sind Pflegeroboter?

Pflegeroboter sind technische Systeme, die speziell für den Einsatz in der Altenpflege entwickelt wurden. Sie sollen pflegebedürftige Menschen unterstützen und das Pflegepersonal entlasten. Pflegeroboter können bestimmte Aufgaben übernehmen - von der Unterstützung bei alltäglichen Verrichtungen bis hin zur Überwachung von Gesundheitsparametern - und tragen so dazu bei, die Lebensqualität der Pflegebedürftigen zu verbessern und dem Pflegepersonal mehr Zeit für die persönliche Betreuung zu geben.

Übersicht über die Entwicklung und Einsatzmöglichkeiten

In den letzten Jahren hat die Entwicklung von Pflegerobotern erhebliche Fortschritte gemacht. Es begann mit einfachen assistiven Technologien, die bei der Mobilität oder Ernährung helfen, und führte zu komplexeren Systemen, die in der Lage sind, soziale Interaktionen zu simulieren oder kognitive Übungen durchzuführen.

Diese Vielfalt an Einsatzmöglichkeiten zeigt das Potenzial von Robotern, verschiedene Aspekte der Altenpflege abzudecken.

Einige Schlüsseleinsatzgebiete von Robotern in der Pflege umfassen:

  • Assistenz bei alltäglichen Aufgaben: Roboter können ältere Menschen bei Routineaufgaben wie Ankleiden, Essen oder Bewegung unterstützen.
  • Gesundheitsüberwachung: Integrierte Sensoren ermöglichen es Robotern, Vitalparameter zu überwachen und bei Bedarf Alarm zu schlagen.
  • Soziale Interaktion: Durch einfache Kommunikationsfunktionen können Roboter Gesellschaft leisten, was besonders für Menschen mit eingeschränkter Mobilität von Bedeutung ist.
  • Kognitive Förderung: Durch interaktive Spiele und Aktivitäten können Roboter zur mentalen Stimulation beitragen und damit kognitiven Abbau verlangsamen.
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Vorteile vom Einsatz von Robotern in der Pflege

Erhöhung der Autonomie älterer Menschen durch Unterstützung bei Alltagsaufgaben

Pflegeroboter sollen älteren Menschen helfen, selbstständiger zu sein. Sie übernehmen assistive Aufgaben wie Ankleiden, Nahrungsaufnahme oder Körperhygiene. Dadurch behalten Pflegebedürftige mehr Kontrolle über ihr tägliches Leben. Diese Unterstützung trägt wesentlich zur Steigerung des Selbstbewusstseins und der Lebensqualität bei, indem sie den Nutzerinnen und Nutzern ein höheres Maß an Unabhängigkeit ermöglicht.

Entlastung des Pflegepersonals und Angehöriger

Der Einsatz von Robotern in der Pflege soll Pflegekräfte und Angehörige entlasten, indem sie zeitaufwändige und routinemäßige Aufgaben übernehmen. Diese Entlastung ermöglicht es dem Pflegepersonal, sich stärker auf die persönliche Betreuung und die Bedürfnisse jedes Einzelnen zu konzentrieren.

Dadurch wird die Pflegequalität verbessert. Angehörige profitieren ebenfalls. Die Verfügbarkeit von Robotern ermöglicht es ihnen, eine Balance zwischen der Pflegeverantwortung und ihrem eigenen Wohlbefinden zu finden.

Der Roboter soll zuverlässig sein, er soll funktionieren, er soll mobilisieren, er soll Menschen aktivieren, er soll das Personal entlasten und Spaß machen.

Hannes Eilers
Fachhochschule Kiel

Beispiele aus der Praxis: Pepper und der Workerbot9 Care-Home im Einsatz

Einsatz des Roboters Pepper in der Pflege

Hannes Eilers von der Fachhochschule Kiel gibt in seinem Vortrag wertvolle Einblicke in die praktische Anwendung und die positiven Auswirkungen von Pflegerobotern. Ein herausstechendes Beispiel ist der Einsatz des Roboters Pepper in einer Demenz-Wohngemeinschaft in Kiel.

Pepper wurde nicht nur für assistive Aufgaben genutzt, sondern auch als Medium zur Förderung sozialer Interaktion und kognitiver Stimulation eingesetzt. Durch regelmäßige Besuche konnte Pepper eine Routine etablieren. Diese Routine kam sowohl den Bewohnern als auch dem Pflegepersonal zugute.

Die Zusammenarbeit mit den Pflegekräften vor Ort war essenziell. Sie half dabei, die Roboteranwendungen kontinuierlich zu verbessern und anzupassen. Dank dieser engen Abstimmung konnte der Roboter effektiv in den Pflegealltag integriert werden.

Außerdem konnte direktes Feedback für weitere Entwicklungen gesammelt werden. Die positiven Rückmeldungen von Pflegebedürftigen und Pflegepersonal unterstreichen das Potenzial von Pflegerobotern. Sie können den Pflegealltag nachhaltig verbessern.

Workerbot9 Care-Home: Der interaktive Pflegeassistenzrobote

Dr. Diana Rothe von pi4_robotics GmbH zeigte bei Ihrem Vortrag auf unserer Veranstaltung auf welche praktischen Einsatzmöglichkeiten der Workerbot9 Care-Homebietet. Dieser wurde entwickelt, um eine Vielzahl von Aufgaben in Pflegeeinrichtungen zu übernehmen und somit das Pflegepersonal wesentlich zu unterstützen.

Seine Hauptaufgaben umfassen die Entlastung des Personals von routinemäßigen und körperlich anstrengenden Tätigkeiten, was zu einer verbesserten Arbeitsumgebung und erhöhten Kapazitäten für die individuelle Betreuung der Bewohner führt.

* Beispiele für tägliche Aufgaben, die der Roboter übernehmen kann:

  1. Verteilung von Getränken und Mahlzeiten: Der Workerbot9 kann autonom Getränke und Essen zu den Bewohnern bringen. Ausgestattet mit einem Getränkehalter, der bis zu 12 Flaschen fasst, und einem ausklappbaren Tablett, das bis zu 10 kg tragen kann, ermöglicht er eine effiziente Verteilung von Nahrungsmitteln und Getränken innerhalb der Einrichtung.

  2. Medikamentenvergabe: Durch die präzise Steuerung und die Fähigkeit, gezielte Standorte anzufahren, kann der Workerbot9 auch bei der Medikamentenvergabe unterstützen. Dies schließt die Verteilung vorbereiteter Medikamente an die Bewohner ein, was die Genauigkeit der Medikamentengabe erhöht und das Risiko von Fehlern reduziert.

  3. Erinnerungsfunktionen für Termine: Der Roboter kann Termine wie Arztbesuche, Therapiesitzungen oder andere wichtige Ereignisse in der Tagesplanung der Bewohner verwalten. Diese Informationen können sowohl auf seinem Display angezeigt als auch über die Lautsprecher kommuniziert werden, um sicherzustellen, dass alle relevanten Parteien informiert sind.

  4. Informationsvermittlung: Der Workerbot9 kann auch als Informationshub innerhalb der Einrichtung fungieren, indem er Nachrichten überbringt und Kommunikationsaufgaben zwischen dem Pflegepersonal und den Bewohnern erleichtert. Das große Display und die audiovisuellen Kommunikationsmittel ermöglichen es Bewohnern mit eingeschränkten sensorischen Fähigkeiten, effektiv mit dem Roboter zu interagieren.

Einsatzgebiete des Pflegeroboters Workerbot9 Care-Home
Einsatzgebiete von Robotern in der Pflege

Entwicklung von Robotern für die Pflege: Der Weg von der Idee zur Praxis

Die Entwicklung von Pflegerobotern ist ein komplexes Thema. Hannes Eilers gibt in seinem Vortrag Einblicke in den Entwicklungsprozess, die Herausforderungen und Erfahrungen am Beispiel des Roboters Pepper in der Altenpflege. Diese Erkenntnisse sind nicht nur für ähnliche Digitalisierungsprojekte im Gesundheitsbereich relevant. Sie lassen sich auch auf andere technische Projekte übertragen.

Von der Idee zur technischen Umsetzung

Der erste Schritt bei der Entwicklung eines Pflegeroboters wie Pepper besteht darin, eine klare Vorstellung davon zu haben, was der Roboter leisten soll. Anforderungen aus der Praxis, wie Zuverlässigkeit, Funktionalität, Mobilisierung und Aktivierung von Menschen, Entlastung des Personals und Spaß, müssen in technische Spezifikationen übersetzt werden.

Die Umwandlung von praktischen Bedürfnissen in technische Anforderungen ist eine grundlegende Herausforderung. Es erfordert eine detaillierte Analyse, wie Funktionen wie das User Interface aussehen sollen, welche Modularität benötigt wird und wie Aktivierungssätze, Musik oder Bewegungsübungen implementiert werden können.

Kommunikation und Koordination als Schlüssel zum Erfolg

Die effektive Kommunikation und Koordination zwischen allen Beteiligten ist ein zentrales Element in der Entwicklung von Pflegerobotern. Eilers betont die Wichtigkeit einer zentralen Kontaktperson in Pflegeeinrichtungen, die Anforderungen bündelt und als Schnittstelle zum Entwicklungsteam fungiert.

Eine solche Struktur hilft, die Vielfalt der Bedürfnisse und Meinungen effizient zu managen und in die Entwicklung einfließen zu lassen. Gleichzeitig betont er die Bedeutung regelmäßiger Meetings und direkter Kommunikation mit den Einrichtungen, um sicherzustellen, dass die Entwicklung den tatsächlichen Bedürfnissen entspricht.

Einbeziehung der Nutzerinnen und Nutzer in den Entwicklungsprozess

In der Entwicklung von Pflegerobotern ist es besonders wichtig, die Endnutzer direkt einzubeziehen. Das betrifft sowohl das Pflegepersonal als auch die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen. Durch ihre aktive Partizipation wird sichergestellt, dass der Roboter nicht nur technisch ausgereift ist, sondern auch praktisch sinnvoll und benutzerfreundlich gestaltet wird.

Eilers betont, wie wichtig es ist, Feedback und persönliche Erfahrungen in den Entwicklungsprozess einfließen zu lassen. Dadurch kann ein Produkt entstehen, das den Alltag in der Pflege tatsächlich verbessert.

Lernen aus Fehlern

Eilers spricht einen weiteren wichtigen Punkt an: Bei der Einführung neuer Technologien sind Fehler unvermeidlich. Diese Fehler sollten jedoch als Lernchance betrachtet werden. Die Entwicklung von Pflegerobotern ist ein iterativer Prozess.

Fehler werden identifiziert, analysiert und korrigiert, um die Technologie kontinuierlich zu verbessern. Offenheit für Fehler und Bereitschaft, aus ihnen zu lernen, sind entscheidend für den langfristigen Projekterfolg.

Wir verstehen Fehler als Helfer, so funktioniert tatsächlich Entwicklung. Wir lernen aus unseren Fehlern.

Hannes Eilers
Fachhochschule Kiel

Herausforderungen und Bedenken

Diskussion möglicher Bedenken hinsichtlich der Ersetzung menschlicher Arbeitskraft

Der Einsatz von Robotern in der Pflege wirft Fragen auf, ob menschliche Arbeitskraft ersetzt werden kann. Ein zentrales Bedenken ist die Befürchtung, dass Technologie das Pflegepersonal überflüssig machen könnte. Jedoch ist es wichtig zu betonen, dass Roboter als Ergänzung und Unterstützung des Pflegepersonals konzipiert sind und nicht als deren Ersatz.

Ihre Rolle besteht darin, routinemäßige oder physisch anstrengende Aufgaben zu übernehmen. Dadurch wird dem Pflegepersonal ermöglicht, sich intensiver den emotionalen und zwischenmenschlichen Aspekten der Pflege zu widmen. Die Herausforderung besteht darin, ein Gleichgewicht zu finden, bei dem Technologie die Arbeit im Pflegebereich bereichert, ohne die unersetzbare menschliche Komponente zu vernachlässigen.

Betrachtung der Grenzen von Robotern in der Pflege in Bezug auf menschliche Interaktionen

Ein weiteres Bedenken betrifft die Grenzen von Pflegerobotern in Bezug auf menschliche Interaktionen. Fortschritte in der Robotik und Künstlichen Intelligenz ermöglichen es zwar, dass Roboter in gewissem Maße soziale Interaktionen simulieren können, jedoch können sie echte menschliche Empathie und emotionale Intelligenz nicht vollständig replizieren.

Dies ist besonders in der Altenpflege von Bedeutung, wo emotionale Unterstützung und menschliche Nähe eine entscheidende Rolle spielen. Die Herausforderung besteht darin, Technologien so zu entwickeln und einzusetzen, dass sie die menschliche Betreuung ergänzen, ohne zu versuchen, sie zu ersetzen.

Diskussionen um Herausforderungen und Bedenken sind entscheidend für die zukünftige Entwicklung und Integration von Pflegerobotern in die Altenpflege. Es ist wichtig, die technischen Möglichkeiten mit den emotionalen Bedürfnissen der Pflegebedürftigen in Einklang zu bringen und dabei stets die Grenzen der Technologie zu berücksichtigen.

Fazit

Der Einsatz von Robotern in der Pflege bietet eine gute Chance, die Qualität der Pflege zu verbessern, das Pflegepersonal zu entlasten und die Selbstständigkeit älterer Menschen zu fördern. Die Entwicklungsarbeit an der Fachhochschule Kiel und die praktischen Erfahrungen mit Robotern wie Pepper zeigen, dass der Einsatz von Technologie in der Pflege bereits heute positive Auswirkungen hat. Es ist wichtig, die Herausforderungen und ethischen Fragen, die mit dem Einsatz von Robotern in der Pflege einhergehen, zu berücksichtigen und anzugehen.

Pflegeroboter sind zweifellos relevant für die Altenpflege, und die zukünftige Entwicklung wird weitere innovative Lösungen hervorbringen. Die Altenpflege kann durch die Kombination aus technologischem Fortschritt und einem tiefen Verständnis für die Bedürfnisse der Pflegebedürftigen in eine Zukunft geführt werden, in der Technologie und Menschlichkeit Hand in Hand gehen.

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