Digitale Infrastruktur im Gesundheitswesen: Wie Cloud-Technologie Effizienz und Sicherheit verbindet
Die Digitalisierung im Gesundheitswesen schreitet mit großen Schritten voran – und Cloud-Technologien nehmen dabei eine zentrale Rolle ein. Sie ermöglichen es medizinischen Einrichtungen, IT-Infrastrukturen flexibler, effizienter und sicherer zu betreiben. Ob elektronische Patientenakten, E-Rezepte oder digitale Arztbriefe – viele dieser Anwendungen setzen auf leistungsfähige, skalierbare und datenschutzkonforme IT-Umgebungen, wie sie durch die Cloud bereitgestellt werden können.
Mit dem Inkrafttreten des Digital-Gesetzes (DigiG) im März 2024 hat die Bundesregierung die Weichen gestellt, um die Digitalisierung des Gesundheitswesens deutlich zu beschleunigen. Ziel ist es, Prozesse zu vereinfachen, das Personal zu entlasten und die Versorgung der Patientinnen und Patienten nachhaltig zu verbessern.
Im Rahmen des Gesundheit Digital Forums gab Andreas Hahn, Business Development Manager bei der Netversor GmbH, in seinem Vortrag einen praxisnahen Einblick in die Potenziale und Herausforderungen von Cloud-Technologien im Gesundheitswesen. Dabei wurde deutlich: Der Weg in die Cloud ist nicht nur ein technologischer, sondern auch ein strategischer Schritt – mit weitreichenden Folgen für die gesamte Branche.
1. Was bedeutet Cloud-Technologie wirklich?
Der Begriff Cloud wird im Alltag oft vage oder missverständlich verwendet. Viele assoziieren damit eine abstrakte „Wolke“, in der Daten irgendwo im Internet herumschwirren – schwer greifbar und potenziell unsicher. Dabei ist die Realität deutlich klarer und strukturierter: Cloud-Technologie bedeutet schlicht, dass IT-Ressourcen wie Server, Speicher, Software oder Anwendungen nicht mehr im eigenen Haus (on-premise), sondern in einem professionellen Rechenzentrum betrieben werden – mit Zugriff über das Internet.
Statt Servern unter dem Schreibtisch oder in improvisierten Technikräumen wird die Infrastruktur in hochsicheren und leistungsfähigen Rechenzentren bereitgestellt. Diese Rechenzentren – wie sie etwa von SIM Networks, einer Sparte der Netversor GmbH, betrieben werden – erfüllen hohe Standards in Bezug auf Organisation, Sicherheit und Wartung.
Der Unterschied zwischen einer On-Premise-Lösung und einem professionellen Rechenzentrum ist deutlich: Während man sich bei interner Infrastruktur selbst um Hardware, Updates, Sicherheitsmaßnahmen und Wartung kümmern muss, übernimmt bei der Cloud ein spezialisierter Anbieter diese Aufgaben. Das sorgt nicht nur für mehr Sicherheit und Effizienz, sondern auch für eine deutlich bessere Skalierbarkeit und Zukunftsfähigkeit – besonders im sensiblen Umfeld des Gesundheitswesens.
Cloud-Modelle im Überblick
Cloud ist nicht gleich Cloud – je nach Anforderung, Sicherheitsbedürfnis und vorhandener IT-Struktur stehen verschiedene Modelle zur Verfügung. Im Gesundheitswesen spielen insbesondere drei Varianten eine zentrale Rolle: Public Cloud, Private Cloud und Hybrid Cloud. Jedes dieser Modelle bietet spezifische Vor- und Nachteile, die individuell abgewogen werden müssen.
Public Cloud
In der Public Cloud werden IT-Ressourcen wie Speicher, Rechenleistung oder Softwarelösungen über das Internet bereitgestellt – von einem externen Anbieter und in einer gemeinsam genutzten Infrastruktur. Wichtig dabei: Auch wenn die Ressourcen geteilt werden, sind die Daten und Anwendungen der einzelnen Nutzer strikt voneinander getrennt und durch Zugangskontrollen geschützt.
Vorteile der Public Cloud:
- Kosteneffizienz durch gemeinsame Nutzung von Ressourcen
- Hohe Skalierbarkeit, z. B. bei steigendem Datenaufkommen
- Wartung und Updates erfolgen durch den Cloud-Anbieter
- Schneller Zugang zu neuen Technologien und Diensten
Beispiel aus dem Gesundheitswesen:
Ein medizinisches Versorgungszentrum nutzt eine Public Cloud für die digitale Archivierung von Verwaltungsdokumenten und die Abwicklung von Terminbuchungen – ohne dabei sensible Patientendaten zu verarbeiten.
Private Cloud
Die Private Cloud ist eine dedizierte Cloud-Umgebung, die ausschließlich von einem einzelnen Unternehmen oder einer Organisation genutzt wird. Alle Ressourcen – vom Server bis zur Software – stehen exklusiv zur Verfügung und werden nicht mit anderen Nutzern geteilt.
Vorteile der Private Cloud:
- Volle Kontrolle über Daten, Anwendungen und Zugriffsrechte
- Höchste Sicherheitsstandards bei der Verarbeitung sensibler Informationen
- Flexible Verwaltung: Betrieb intern oder durch externen Dienstleister möglich
- Individuell anpassbar an spezifische Anforderungen
Besonders geeignet für:
Krankenhäuser, Labore oder Pflegeeinrichtungen, die mit hochsensiblen Patientendaten arbeiten und strenge Datenschutzvorgaben erfüllen müssen.
Hybrid Cloud
Die Hybrid Cloud kombiniert Elemente aus Public und Private Cloud. Sensible Daten oder kritische Anwendungen werden in der Private Cloud verarbeitet, während weniger kritische Systeme oder Entwicklungsumgebungen in der Public Cloud betrieben werden.
Vorteile der Hybrid Cloud:
- Hohe Flexibilität durch Kombination beider Modelle
- Sicherheit und Kontrolle bei gleichzeitiger Nutzung skalierbarer Public-Ressourcen
- Effiziente Ressourcennutzung je nach Sensibilität und Bedarf der Anwendung
Anwendungsbeispiel:
Ein Klinikverbund betreibt die elektronische Patientenakte in einer Private Cloud, nutzt aber für die Entwicklung und das Testing neuer digitaler Gesundheitsanwendungen eine Public Cloud – und verbindet beide Umgebungen zu einer leistungsfähigen Hybridstruktur.
Cloud-Technologie im Gesundheitswesen
Die Digitalisierung des Gesundheitswesens ist eng mit der Einführung digitaler Anwendungen wie der elektronischen Patientenakte (ePA), dem E-Rezept oder dem elektronischen Arztbrief verknüpft. Um diese Lösungen flächendeckend und sicher einsetzen zu können, braucht es eine leistungsfähige und flexible IT-Infrastruktur – und genau hier kommt die Cloud-Technologie ins Spiel.
Cloud-Lösungen ermöglichen es, die erforderlichen Systeme nicht mehr lokal in jeder einzelnen Einrichtung zu betreiben, sondern zentral in sicheren Rechenzentren bereitzustellen. So können Verfügbarkeiten erhöht, Kosten gesenkt und Sicherheitsanforderungen erfüllt werden – insbesondere im Hinblick auf Datenschutz und IT-Sicherheit, die im Gesundheitswesen oberste Priorität haben.
Ein großer Vorteil der Cloud ist ihre Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Organisationstypen:
- Krankenhäuser profitieren von hochverfügbaren, skalierbaren Infrastrukturen für die Verarbeitung großer Datenmengen.
- Praxen können unkompliziert auf aktuelle Praxissoftware und digitale Archivierung zugreifen – ohne eigene IT-Abteilung.
- Pflegeeinrichtungen gewinnen durch mobile Lösungen mehr Flexibilität im Arbeitsalltag und in der Dokumentation.
Zudem erlaubt die Cloud die einfache Einbindung branchenspezifischer Softwarelösungen, etwa zur Terminverwaltung, zur Telemedizin oder zur Kommunikation mit Krankenkassen. Für jede Einrichtung lässt sich damit ein passgenaues, zukunftsfähiges System gestalten – unabhängig von Größe oder Spezialisierung.
Chancen der Cloud-Nutzung im Gesundheitswesen
Der Einsatz von Cloud-Technologie eröffnet dem Gesundheitswesen zahlreiche Chancen, um Versorgung, Effizienz und Innovation entscheidend voranzubringen. Gerade angesichts wachsender Anforderungen und zunehmender Komplexität im Versorgungsalltag bietet die Cloud eine moderne Grundlage für digitale Weiterentwicklung.
Effizienzgewinne durch digitalisierte Prozesse:
Durch die zentrale Bereitstellung von Anwendungen und Daten lassen sich Arbeitsabläufe deutlich beschleunigen und vereinfachen – von der digitalen Patientenaufnahme bis zur automatisierten Abrechnung. Informationsflüsse werden transparenter, Medienbrüche reduziert und organisatorische Hürden abgebaut.
Entlastung des medizinischen Personals:
Administrative Aufgaben, Dokumentation und IT-Betrieb können teilweise automatisiert oder an externe Dienstleister ausgelagert werden. Das schafft wertvolle Freiräume für die eigentliche Patientenbetreuung, die in Zeiten von Fachkräftemangel besonders wichtig sind.
Personalisierte Medizin durch KI und Big Data:
In der Cloud können große Mengen medizinischer Daten sicher gespeichert und analysiert werden. Auf dieser Basis lassen sich individuelle Therapieansätze entwickeln, die besser auf die spezifischen Bedürfnisse von Patientinnen und Patienten abgestimmt sind – etwa bei chronischen Erkrankungen oder in der Onkologie.
Prädiktive Analytik für frühzeitige Diagnosen:
Künstliche Intelligenz kann Muster in Gesundheitsdaten erkennen und Hinweise auf mögliche Erkrankungen schon im Frühstadium liefern. Frühzeitige Interventionen werden dadurch wahrscheinlicher, Behandlungsverläufe planbarer und Risiken minimiert.
Ausbau der Telemedizin – insbesondere in ländlichen Regionen:
Cloud-basierte Infrastrukturen sind die technische Grundlage für digitale Sprechstunden, Remote Monitoring oder Online-Konsultationen. Sie ermöglichen eine bessere medizinische Versorgung unabhängig vom Standort – insbesondere dort, wo Fachärzt\:innen fehlen oder lange Anfahrtswege ein Hindernis darstellen.
Diese Chancen zeigen: Die Cloud ist weit mehr als nur ein technisches Mittel – sie ist ein strategischer Hebel, um das Gesundheitswesen zukunftssicher, patientenorientiert und ressourcenschonend weiterzuentwickeln.
Herausforderungen und Risiken
Trotz der zahlreichen Vorteile bringt die Nutzung von Cloud-Technologie im Gesundheitswesen auch bedeutende Herausforderungen und Risiken mit sich. Besonders in einem so sensiblen Bereich wie der medizinischen Versorgung müssen diese Faktoren ernst genommen und aktiv adressiert werden.
Datenschutz: Schutz sensibler Patientendaten (DSGVO-Konformität)
Gesundheitsdaten gehören zu den besonders schützenswerten personenbezogenen Informationen. Bei der Verarbeitung in der Cloud ist daher höchste Sorgfalt gefragt. Anbieter und Einrichtungen müssen gewährleisten, dass alle Systeme vollständig DSGVO-konform arbeiten – etwa durch Datenverschlüsselung, Zugriffskontrollen, klare Rollen- und Rechteverteilungen sowie durch Verträge zur Auftragsverarbeitung mit den Cloud-Providern.
Cybersecurity: Abwehr digitaler Bedrohungen und Angriffe
Die zunehmende Digitalisierung macht das Gesundheitswesen anfällig für Cyberangriffe. Ransomware, Datenlecks oder gezielte Manipulationen können schwerwiegende Folgen haben – von gestörten Klinikabläufen bis hin zur Gefährdung von Patientinnen und Patienten. Deshalb ist eine robuste IT-Sicherheitsarchitektur mit Firewalls, Intrusion-Detection-Systemen und regelmäßigen Sicherheitsaudits unerlässlich.
Digitale Kluft: Akzeptanz und Zugang bei Patientinnen und Patienten
Nicht alle Patientinnen und Patienten sind mit digitalen Technologien vertraut oder haben einfachen Zugang dazu. Besonders ältere oder sozial benachteiligte Menschen könnten durch rein digitale Angebote ausgeschlossen werden. Deshalb ist es wichtig, digitale Gesundheitsangebote verständlich zu kommunizieren, unterstützende Hilfestellungen anzubieten und analoge Alternativen dort bereitzuhalten, wo sie notwendig sind.
Diese Herausforderungen zeigen: Die Einführung von Cloud-Technologie im Gesundheitswesen erfordert nicht nur technische Lösungen, sondern auch Aufklärung, Vertrauen und verantwortungsvolle Umsetzung – gemeinsam mit Fachkräften, IT-Partnern und Patientinnen und Patienten.
Zukunftsausblick
Die Digitalisierung des Gesundheitswesens ist längst keine Frage des Ob, sondern des Wie. Der Trend ist unumkehrbar – technologische Innovationen entwickeln sich rasant weiter und verändern die Erwartungen an Versorgung, Effizienz und Service. Cloud-Technologien bilden dabei das Rückgrat dieser Entwicklung.
Wearables, IoT und KI gewinnen an Bedeutung:
Intelligente Geräte wie Smartwatches, Blutzuckersensoren oder digitale EKGs liefern kontinuierlich Gesundheitsdaten in Echtzeit. Über die Cloud können diese Daten zentral verarbeitet und analysiert werden – etwa zur Verlaufskontrolle chronischer Erkrankungen oder für personalisierte Therapieansätze. Künstliche Intelligenz unterstützt medizinisches Fachpersonal bei Diagnosen, Behandlungsentscheidungen und der Früherkennung von Risiken.
Cloud als Voraussetzung für Innovationsfähigkeit:
Ob Telemedizin, vernetzte Pflegeplattformen oder prädiktive Analysen – ohne skalierbare, sichere und verlässliche IT-Infrastrukturen sind solche Anwendungen nicht realisierbar. Die Cloud macht es möglich, neue digitale Lösungen schnell zu testen, flexibel weiterzuentwickeln und sicher zu betreiben – unabhängig von der Größe oder Spezialisierung einer Einrichtung.
Professionelle Beratung ist entscheidend:
Angesichts der Vielzahl an Cloud-Modellen, regulatorischen Anforderungen und individuellen Voraussetzungen empfiehlt es sich, die Infrastrukturwahl nicht allein zu treffen. IT-Experten mit Erfahrung im Gesundheitswesen können helfen, den optimalen Weg zu finden – ob Public, Private oder Hybrid Cloud – und gleichzeitig langfristige Sicherheits- und Compliance-Ziele abzusichern.
Fazit
Cloud-Technologie ist ein wesentlicher Treiber für die digitale Transformation im Gesundheitswesen. Sie ermöglicht nicht nur Effizienz und Innovation, sondern schafft auch die Grundlage für zukunftsfähige Patientenversorgung. Entscheidend ist dabei eine durchdachte Kombination aus technologischem Know-how und verantwortungsvollem Datenschutz.
Ob große Klinik, Praxis oder Pflegeeinrichtung – für jede Organisation gibt es passende Cloud-Modelle, die individuell angepasst werden können. Mit einem zuverlässigen Partner an der Seite lässt sich die digitale Zukunft sicher, flexibel und nachhaltig gestalten.
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Cloud-Technologie als Schlüssel zur Digitalisierung im Gesundheitswesen
Andreas Hahn, Netversor GmbH
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