Cloud vs. On-Prem im Gesundheitswesen: TCO-Vergleich liefert klare Ergebnisse
Die Digitalisierung im Gesundheitswesen ist längst kein Zukunftsthema mehr – sie ist Realität. Gleichzeitig zögern viele Einrichtungen weiterhin, den nächsten Schritt zu gehen. Die Gründe dafür sind vielfältig: knappe Budgets, Unsicherheiten bei der Datensicherheit und nicht zuletzt die Frage, ob sich der Umstieg auf neue Technologien – insbesondere auf Cloud-Infrastrukturen – tatsächlich rechnet.
Doch wann lohnt sich der Wechsel wirklich? Und wie lassen sich die tatsächlichen Kosten und Risiken im Vergleich zu klassischen On-Premise-Lösungen objektiv bewerten?
Ein konkretes Beispiel aus der Praxis bietet hier wertvolle Einblicke: Der folgende Beitrag basiert auf dem Vortrag von Stefan Berg (Bechtle Competence Center HealthCare) und Stefan Corvers (IONOS SE), der im Rahmen der Veranstaltung „Cloud-Technologie im Gesundheitswesen: Effizienz, Sicherheit und Innovation“ auf dem gesundheit.digital.forum präsentiert wurde. Er zeigt, wie ein strukturiertes Vorgehen – unterstützt durch eine umfassende TCO-Analyse (Total Cost of Ownership) – zu einer fundierten Entscheidungsgrundlage für oder gegen die Cloud führen kann.
Der Ausgangspunkt: Ein deutsches Gesundheitsunternehmen vor der Entscheidung
Im Zentrum des betrachteten Use Cases steht ein großes deutsches Unternehmen aus dem Gesundheitswesen. Mit rund 7.700 Mitarbeitenden, einem Außenumsatz von 720 Millionen Euro und drei Standorten gehört es zu den bedeutenden Akteuren seiner Branche.
Die konkrete Herausforderung: Die bestehende IT-Infrastruktur – insbesondere mehrere Exchange-Server – sollte modernisiert werden. Angesichts steigender Lizenz- und Betriebskosten, unter anderem durch Entwicklungen bei Anbietern wie VMware, rückte dabei auch die Frage in den Fokus, ob eine Cloud-basierte Lösung eine wirtschaftlich und technisch sinnvolle Alternative darstellen könnte.
Im Rahmen einer ersten Angebotsrunde wurden sowohl On-Premise- als auch Cloud-Modelle eingeholt – Letztere jedoch zunächst als deutlich teurer wahrgenommen: Laut Kundenrückmeldung war das Cloud-Angebot über eine Laufzeit von fünf Jahren rund eine Million Euro teurer als das klassische Modell.
Diese erste Bewertung stellte sich jedoch schnell als unvollständig heraus. Denn: Die Betrachtung beschränkte sich zunächst auf reine Anschaffungskosten – ohne Einbezug relevanter Faktoren wie Betrieb, Wartung, Personal oder Risiken. Genau hier setzte die eigentliche Analyse an.
Der Ansatz: Total Cost of Ownership (TCO) als ganzheitlicher Vergleich
Was bedeutet TCO im IT-Kontext
Die Total Cost of Ownership (TCO) beschreibt einen ganzheitlichen Ansatz zur Bewertung der tatsächlichen Kosten eines IT-Systems – über den gesamten Lebenszyklus hinweg. Neben den offensichtlichen Anschaffungskosten werden auch laufende Betriebskosten, Wartung, Personalaufwand, Energieverbrauch, Lizenzen sowie Risiken und Ausfallkosten berücksichtigt.
Gerade in komplexen IT-Infrastrukturen – wie sie im Gesundheitswesen typisch sind – ermöglicht die TCO-Analyse eine realitätsnahe Einschätzung: Welche Lösung ist unter Berücksichtigung aller relevanten Faktoren langfristig wirklich wirtschaftlich?
Zwei Partner, ein Ziel
Um eine fundierte Entscheidungsgrundlage zu schaffen, holte sich das Gesundheitsunternehmen zwei erfahrene Partner an Bord:
- IONOS SE, als Anbieter europäischer Cloud-Infrastrukturen
- Das Bechtle Competence Center HealthCare (CCHC), spezialisiert auf IT-Lösungen im medizinischen Umfeld
Gemeinsam entwickelten sie ein strukturiertes Vorgehen, um die tatsächlichen Kosten von On-Premise- und Cloud-Szenarien neutral und transparent zu vergleichen.
Die Zielsetzung: Keine Vermutungen, sondern belastbare Fakten
Ziel war es, nicht nur auf Basis von Angeboten zu vergleichen, sondern alle relevanten Kosten- und Risikofaktoren in einem 60-Monats-Zeitraum realistisch abzubilden. Nur so lässt sich sicherstellen, dass die Entscheidung für oder gegen die Cloud nicht auf reinen Annahmen beruht – sondern auf belastbaren Zahlen, Daten und Fakten.
Vorgehen: Wie eine objektive TCO-Analyse durchgeführt wurde
Der Start: Fragen stellen, um Klarheit zu schaffen
Der erste Schritt der TCO-Analyse bestand aus einer umfassenden Anforderungserhebung. Dazu wurde ein detaillierter Fragenkatalog entwickelt, der an die IT-Verantwortlichen des Gesundheitsunternehmens ging. Ziel war es, ein ganzheitliches Bild der bestehenden IT-Strukturen und -Kosten zu erhalten.
Schnell zeigte sich jedoch: Die Vielzahl an Rückfragen war nicht allein durch schriftliche Kommunikation zu klären. Daher wurde ein Vor-Ort-Workshop angesetzt, in dem offene Punkte gemeinsam mit dem Kunden systematisch erarbeitet und geklärt wurden. Das Ergebnis: ein präzises Verständnis darüber, wo tatsächlich welche Kosten entstehen – und wo bislang „versteckte“ Ausgaben unberücksichtigt geblieben waren.
Strukturierte Kostenkategorien: On-Premise vs. Cloud
Im nächsten Schritt wurden sämtliche Kosten in standardisierte Kategorien überführt, um die Vergleichbarkeit zwischen On-Premise- und Cloud-Modellen sicherzustellen. Dabei zeigte sich deutlich, wie unterschiedlich sich die beiden Modelle zusammensetzen.
On-Premise-Kostenkategorien
- Hardware (z. B. Server, Backup-Systeme, Switche)
- Software (Lizenzen für Betriebssysteme, Hypervisor, Monitoring etc.)
- Wartung & Service (z. B. Personal für Betrieb und Instandhaltung)
- Rechenzentrumsleistungen (z. B. Strom, Kühlung, Platzbedarf)
- Personalkosten (für Betrieb, Betreuung und Updates)
- Risiken (z. B. Ausfallkosten, fehlende Skalierbarkeit, Desaster Recovery)
Cloud-Kostenkategorien
- Abonnement-Modelle (z. B. CPU, RAM, Storage – nutzungsbasiert)
- Skalierungsmöglichkeiten (Reduktion durch bedarfsgerechten Einsatz)
- Leitungskosten (z. B. redundante Anbindung ans Rechenzentrum)
- Nutzungsdauer (z. B. Tag-/Nachbetrieb, Terminaldienste)
- Datenschutz & Compliance (inkl. DSGVO, ISO, BSI-Zertifizierungen)
Durch diese saubere Trennung konnten unterschiedliche Betriebsmodelle fair und transparent gegenübergestellt werden – eine Grundvoraussetzung für jede seriöse TCO-Analyse.
Ergebnis: Vergleich der realen Kosten über 60 Monate
Nach der umfassenden Analyse stand ein belastbarer Kostenvergleich zwischen On-Premise- und Cloud-Infrastruktur zur Verfügung – auf Basis realistischer Annahmen, tatsächlicher Nutzung und einer Laufzeit von 60 Monaten. Das Ergebnis fiel überraschend klar aus.
On-Premise: Vermeintlich günstig, aber langfristig teuer
Im klassischen Modell hätte das Gesundheitsunternehmen zunächst rund 1 Million Euro in die Anschaffung der Infrastruktur investieren müssen – inklusive Hardware, Software und Aufbau der Rechenzentrumsleistungen.
Hinzu kamen monatliche Betriebskosten für Wartung, Strom, Personal und andere Faktoren. Gemeinsam mit den kalkulierten Risiken – wie etwa Ausfallzeiten, Kühlungsprobleme oder fehlende Skalierbarkeit – beliefen sich die Gesamtkosten über fünf Jahre auf etwa 1,93 Millionen Euro.
Cloud: Deutlich niedrigere Einstiegskosten, langfristig günstiger
Im Cloud-Szenario waren die Initialkosten mit rund 24.000 Euro vergleichsweise gering – hauptsächlich verursacht durch notwendige Leitungskosten für die Anbindung an das Rechenzentrum. Die monatlichen Betriebskosten fielen im Vergleich zunächst höher aus, deckten jedoch bereits viele Leistungen ab, die im On-Premise-Modell separat eingeplant werden mussten.
Auch hier wurden potenzielle Risiken wie Internetunterbrechungen oder Dienstverfügbarkeit berücksichtigt. Das Ergebnis: Gesamtkosten von rund 1,69 Millionen Euro über 60 Monate – rund 240.000 Euro weniger als bei der On-Premise-Lösung.
Fazit: Die Cloud ist wirtschaftlich – auch im Gesundheitswesen
Die Analyse zeigte klar: Die Cloud ist entgegen der ersten Annahme nicht teurer – im Gegenteil. Werden alle relevanten Kosten und Risiken berücksichtigt, ergibt sich ein wirtschaftlicher Vorteil zugunsten der Cloud. Besonders relevant für viele Entscheider: Die niedrigen Einstiegskosten ermöglichen Investitionen ohne große Vorabbelastung des Budgets – ein Faktor, der gerade im öffentlichen und medizinischen Sektor zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Mehr als nur Kosten: Die Risikobetrachtung
Die reine Kostenbetrachtung liefert wichtige Erkenntnisse – doch gerade im Gesundheitswesen spielen auch Risikofaktoren eine zentrale Rolle. Ein IT-Ausfall kann hier nicht nur wirtschaftliche Folgen haben, sondern potenziell auch die Patientenversorgung gefährden.
Risiken im On-Premise-Betrieb
Im klassischen Rechenzentrumsbetrieb lagen die größten Risiken in:
- dem Ausfall einzelner Komponenten oder ganzer Rechenzentren,
- unzureichender oder veralteter Disaster-Recovery-Strategie,
- und technischen Störungen, etwa durch Kühlungsausfälle oder mangelnde Redundanz.
Diese Risiken wurden im Rahmen der TCO-Analyse auf etwa 300.000 Euro über den Betrachtungszeitraum beziffert – als kalkulatorische Rückstellung für mögliche Schadensfälle.
Risiken im Cloud-Betrieb
Im Cloud-Modell verschieben sich die Risiken:
- Hauptsächlich geht es um die Abhängigkeit von der Internetverbindung,
- sowie um die temporäre Nichterreichbarkeit von Diensten, etwa bei Wartungsfenstern.
Durch die hohe Redundanz und Sicherheitsarchitektur moderner Cloud-Infrastrukturen – wie sie IONOS bietet – wurde das Gesamtrisiko hier jedoch deutlich geringer eingeschätzt: etwa 200.000 Euro über fünf Jahre.
Erkenntnis: Cloud reduziert Risiken signifikant
Der Vergleich zeigt: Die Cloud bietet nicht nur wirtschaftliche Vorteile, sondern auch eine höhere Ausfallsicherheit. Redundante Systeme, automatische Backups, dezentrale Rechenzentren und definierte SLAs reduzieren das Gesamtrisiko spürbar – ein wichtiger Aspekt für kritische Infrastrukturen wie Krankenhäuser.
Weiche Faktoren und strategische Überlegungen
Neben harten Kosten- und Risikofaktoren spielen auch weiche Kriterien eine zunehmend wichtige Rolle bei der Entscheidung für oder gegen die Cloud. Diese lassen sich zwar nicht direkt in Euro beziffern – haben aber großen Einfluss auf Flexibilität, Innovationskraft und Zukunftsfähigkeit.
Flexibilität und Skalierbarkeit
Ein zentraler Vorteil der Cloud liegt in ihrer dynamischen Skalierbarkeit. IT-Ressourcen lassen sich bedarfsgerecht anpassen – ganz ohne Neuanschaffung oder Umbau. Besonders bei schwankenden Anforderungen, etwa im Schichtbetrieb, führt das zu effizientem Ressourceneinsatz.
Zugriffsmöglichkeiten und Innovationspotenzial
Cloud-Infrastrukturen ermöglichen ortsunabhängigen Zugriff, vereinfachen die Zusammenarbeit zwischen Standorten und schaffen die Basis für moderne, datengetriebene Anwendungen – von Telemedizin bis hin zu KI-gestützten Analysen.
Datenschutz, Souveränität und Kontrolle
Gerade im Gesundheitssektor ist der Schutz sensibler Daten essenziell. Hier punktet IONOS als europäischer Cloud-Anbieter mit Rechenzentren in Deutschland, vollständiger DSGVO-Konformität und Schutz vor dem US CLOUD Act. Die Nutzung offener Standards und zertifizierter Sicherheitsmechanismen (u.a. BSI C5, ISO 27001, IT-Grundschutz) unterstreicht zusätzlich die digitale Souveränität.
Fazit
Die Entscheidung für oder gegen eine Cloud-Lösung ist im Gesundheitswesen keine rein technische Frage – sie ist strategisch. Die vorgestellte TCO-Analyse zeigt deutlich, dass Cloud-Infrastrukturen nicht nur mit klassischen On-Premise-Modellen mithalten können, sondern in vielen Fällen sogar kostengünstiger und sicherer sind – wenn alle relevanten Faktoren berücksichtigt werden.
Für IT-Verantwortliche in Kliniken, Pflegeeinrichtungen und Gesundheitsorganisationen bietet der dargestellte Use Case eine wertvolle Orientierung. Er zeigt, wie sich Investitionssicherheit, Flexibilität und digitale Souveränität unter einen Hut bringen lassen – und wie durch strukturierte Analysen Unsicherheiten beseitigt werden können.
Präsentation

Vortrag Präsentation
Laden Sie sich hier die Präsentation zum Vortrag von Stefan Berg & Stefan Corvers herunter
Anbieter

IONOS
Die IONOS Cloud-Plattform steht für eine leistungsstarke und zukunftssichere Cloud-Infrastruktur "Made in Germany"