Anwendungsgebiete der
VR-Therapie

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VR-Therapie

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VR-Therapie

Heilen im digitalen Raum:
Anwendungsgebiete der VR-Therapie

Die Virtual Reality (VR) ist eine computergenerierte, interaktive dreidimensionale Umgebung, in der Nutzer mit Hilfe eines VR-Headsets agieren und sich in Echtzeit bewegen können.
Die Eigenschaften der virtuellen sind denen der wirklichen Welt nachgebildet und schaffen die Illusion, dass das, was in der virtuellen Welt passiert, tatsächlich geschieht.
War die VR lange Zeit hauptsächlich für die Gamer-Szene relevant, erkennt man ihre weitreichenden Möglichkeiten zunehmend für Medizin und Therapie, da sie in einigen Bereichen den analogen Anwendungen deutlich überlegen ist.

Bedeutung von VR in Medizin und Therapie

Bereits heute nimmt die VR in Medizin und Therapie eine wichtige Rolle ein. Sinnvoll eingesetzt wird sie etwa bei der Mediziner-Ausbildung. Studenten lernen und begreifen die menschliche Anatomie, indem sie diese als virtuelle Umgebung kennenlernen. In der Virtual Reality sehen die Studenten Skelett, Blutgefäße und Organe und können diese aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten.

Auch chirurgische Eingriffe können Mediziner virtuell simulieren und beliebig oft wiederholen, bevor der Eingriff am Menschen vorgenommen wird. Operationen werden so präziser und es kommt seltener zu Komplikationen.

In der Psychotherapie wird die VR ebenfalls angewandt. Die Beobachtung, dass auch virtuelle Reize reale Ängste auslösen, nutzen Mediziner und Therapeuten, um Patienten virtuell, nicht in der Realität, mit der angstauslösenden Situation zu konfrontieren.

Mit den virtuellen Umgebungen, die den Stressfaktoren der Patienten entsprechen, kann die VR-Therapie so zur Behandlung von Angststörungen, Phobien, posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) und anderen psychischen Erkrankungen eingesetzt werden.

In der täglichen Praxis findet die psychotherapeutisch genutzte VR allerdings bisher kaum Anwendung, obwohl sie wissenschaftlich gut untersucht und anerkannt ist. Im Gegensatz dazu setzt sich die Videotherapie, unter anderem als Folge der Corona-Einschränkungen und durch den Mangel an Psychotherapeuten, vermehrt durch.

Ein weiteres Anwendungsgebiet der VR ist die Schmerztherapie. VR wird genutzt, um Schmerzpatienten von ihrer realen Umgebung abzulenken und ihnen alternativ eine angenehmere, entspannte Umgebung anzubieten.

Was wird benötigt, um eine virtuelle Umgebung zu schaffen?

Um eine digitale, künstliche Welt zu schaffen und erlebbar zu machen, erfordert es spezielle hochentwickelte Soft- und Hardware. Die Software erzeugt aufwendige 3D-Grafiken, mit Hilfe der Hardware in Form einer VR-Brille (VR-Headset) kann der Nutzer in die immersive virtuelle Umgebung eintauchen.

Das VR-Headset ähnelt einer Taucherbrille, hat aber dunkle Gläser. Der Nutzer sieht die reale Umgebung daher nicht, während die virtuellen Bilder vor seinem Auge ablaufen. Sie werden von zwei hochauflösenden Displays in der Brille, je einem pro Auge, erzeugt. Indem jedes Auge ein eigenes Bild präsentiert bekommt, das sich von dem des anderen Auges minimal unterscheidet, entsteht der Eindruck räumlicher Tiefe und das Gehirn setzt die Bilder dreidimensional zusammen. Interaktionen mit der virtuellen Realität sind mit in die Brille integrierten Controllern möglich. Sie verfügen über Sensoren, die die Bewegungen des Nutzers (tracking) verfolgen, also Veränderungen seiner Lage und Position, Blickrichtung oder Neigung des Kopfes registrieren. Dies ermöglicht es dem System, die virtuelle Umgebung innerhalb von Millisekunden anzupassen und diese Echtzeitrückmeldungen lassen die künstliche Umgebung ebenfalls echt erscheinen. Mit weiteren Tools wie Analogsticks oder Touchpads kann man mit der virtuellen Welt ebenfalls in Kontakt treten.

Anwendung von Virtual Reality in der Therapie

Die Virtual Reality bietet vielversprechende Ansätze, um therapeutische Interventionen durchzuführen, indem die für eine Behandlung entsprechenden Szenarien geschaffen werden.

VR bei Angststörungen, Phobien und PTBS

Menschen, die an Angststörungen leiden, zeigen dauerhafte, unangemessene und intensive Ängste vor bestimmten Objekten oder Situationen. Für die Behandlung von Angststörungen ist die Expositions- oder Konfrontationstherapie die Behandlung der Wahl. Angstpatienten werden dabei unter therapeutischer Aufsicht mit dem individuell auslösenden Objekt oder der Situation, beispielsweise einer Spinne bei einer Spinnenphobie, konfrontiert, um auf diese Weise die Ängste nach und nach abzubauen.

Bei Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) werden die Ängste durch ein schweres Trauma ausgelöst, etwa durch Krieg, Folter oder Naturkatastrophen. Auch hier kann der Therapeut die traumatische Situation, die der Betroffene immer wieder in Flashbacks oder in Alpträumen erlebt, virtuell nachstellen.

Untersuchungen ergaben, dass VR-Expositionstherapien vergleichbare Ergebnisse zeigen wie die traditionellen realen Expositionen. Besonders gut lassen sich Flugangst, Höhenangst oder Tierphobien behandeln, da die entsprechenden Szenarien gut virtuell darstellbar sind. Ein weiterer Vorteil der VR-Therapie ist, dass der Therapeut das Angst auslösende Objekt kontrollieren und steuern und so noch direkter auf den Angstpatienten eingehen kann. Eine Therapie kann unter Umständen, wenn sie zu belastend wird, direkt abgebrochen werden, z.B. bei Höhenangst. Vorteilhaft bei der VR-Therapie ist auch, dass sie in manchen Fällen, beispielsweise der Flugangst, günstiger oder machbarer ist als die reale Exposition.

VR beim Schmerzmanagement

VR lässt sich weiterhin in der Schmerzbehandlung einsetzen. Wie eine Studie ergab, werden Schmerzen deutlich gelindert, wenn der Schmerzpatient in eine angenehme virtuelle Umgebung versetzt und so die Aufmerksamkeit von den Schmerzen weggelenkt wird.

Eine Studie am Cedars-Sinai-Medical Center, Los Angeles, mit 120 Patienten, die alle an Schmerzen litten, führte zu dem Ergebnis, dass die Wirkung der VR-Therapie der in der Vergleichsgruppe deutlich überlegen war. Dabei konnte sich die Kontrollgruppe über eine VR-Brille beliebig ablenken, etwa über Entspannungsübungen in der Natur oder simulierte Flüge, während die Vergleichsgruppe im Fernsehen Entspannungs- und Gesundheitskurse ansah.

Die VR-Therapie könnte demzufolge eine Alternative zu den pharmakologischen Behandlungsmethoden darstellen. Denn gerade gegen sehr starke Schmerzen helfen oft nur Opioide, die auf Dauer süchtig machen und deren Wirkung mit der Zeit durch den Gewöhnungseffekt nachlässt.

VR in Rehabilitation und Physiotherapie

Im Bereich der Physiotherapie kann VR bei Schlaganfall- und Parkinsonpatienten, bei Patienten mit Koordinationsproblemen und bei neurologischer und sprachlicher Rehabilitation eingesetzt werden. In diesen Fällen wird die VR genutzt, um die motorischen oder neurologischen Funktionen zu verbessern oder wiederherzustellen.

Klassische physiotherapeutische Übungen sind zeitaufwendig und für den Patienten oft ermüdend und langweilig. Die interaktiven Bewegungsübungen in der virtuellen Umgebung hingegen sind nicht nur effektiv, sondern auch unterhaltsam und können so zu einem beschleunigten Genesungsprozess und höherer Motivation des Patienten beitragen. Zudem entlasten sie die Physiotherapeuten bei der Betreuung der Patienten, da diese die Therapie auch selbständig eventuell von zu Hause aus durchführen können.

Nicht zuletzt können die behandelnden Ärzte und Therapeuten mit Hilfe der Daten aus der VR-Therapie die Entwicklung im Heilungsprozess des Patienten verfolgen.

Kritische Betrachtung der VR-Therapie

Die Entwicklung und der Einsatz von VR-Systemen erfordert leistungsfähige Hardware und hochspezialisierte Software, um realistische und individuelle Therapien anbieten zu können. Die Systeme müssen flexibel genug sein, um auf die spezifischen Bedürfnisse jedes einzelnen Patienten eingehen zu können. Implementierung und Wartung der VR-Therapiesysteme sind daher mit erheblichen Kosten verbunden.

Diese Investition in Hardware, Software und Fachpersonal stellt insbesondere für kleinere Kliniken und Praxen eine Hürde dar.

Die langfristigen Kosten dagegen könnten geringer sein als die der herkömmlichen Therapieformen, dennoch sind auch hier regelmäßige Updates, Wartung und Schulung für das medizinische Personal zu berücksichtigen.

Ethische Überlegungen dürfen bei Einsatz der VR nicht unerwähnt bleiben. Patienten müssen verstehen, wie die virtuelle Therapie abläuft und wie ihre Daten verwendet werden. Sie müssen in die Therapie einwilligen und die Möglichkeit haben, sie abzubrechen, wenn sie dieses wünschen.

Zu beachten ist weiterhin, dass eine VR-Therapie nicht für jeden Patienten geeignet ist. Gerade Menschen mit Demenz oder Psychosen könnten sich in der virtuellen Realität verlieren und nicht mehr zwischen der virtuellen Welt und der Wirklichkeit unterscheiden können. Auch für Patienten, die an Migräne oder Epilepsie leiden, ist die VR-Therapie kontraindiziert, da sie Anfälle auslösen kann.

Im Rahmen der VR werden biometrische Daten, Reaktionen des Nutzers, individuelle Verhaltensmuster oder persönliche Angaben erfasst und gesammelt. Hier muss sichergestellt sein, dass diese nur für die therapeutische Anwendung genutzt werden. Die Speicherung oder Übertragung dieser Daten muss verschlüsselt und sicher sein, um den Datenschutz und damit die Integrität der Patienten zu gewährleisten und unbefugten Zugriff zu verhindern.

Ausblick auf künftige Entwicklungen

Indem die Technologie immer weiter verbessert wird, werden die VR-Therapiesysteme leistungsfähiger, kostengünstiger und realistischer, was eine breitere Nutzung und Verfügbarkeit möglich macht. Durch Integration von künstlicher Intelligenz in die VR-Therapie könnten die Anwendungen weiter personalisiert werden. So bietet die VR innovative Möglichkeiten, um medizinische Behandlungen zu verbessern und den Patienten neue Wege zur Bewältigung ihrer Krankheit zu bieten.

Es ist anzunehmen, dass VR in Zukunft eine noch wichtigere Rolle in Medizin und Therapie spielen wird, unter der Voraussetzung, dass Datenschutz und Datensicherheit der Patienten berücksichtigt bleiben.

Quellen:
https://www.aerzteblatt.de/archiv/222047/Virtual-Reality-in-der-Psychotherapie-Anwendungen-mit-klinischem-Potenzial
https://www.cureosity.de/vr-therapie
https://www.vtplus.eu/vr-therapie/
https://www.barmer.de/gesundheit-verstehen/mensch/gesundheit-2030/zukunft-gesundheitswesen/virtual-reality-in-der-medizin-1055912
https://psychotherapie.tools/expertise/blog/wie-virtual-reality-zukuenftig-die-psychotherapie-beeinflussen-wird
https://www.ottonova.de/gesund-leben/mentales-training/psychotherapie-vr-brille
https://www.galileo.tv/technik/vr-brillen-wie-funktioniert-sie-anwendung-virtual-reality/
https://link.springer.com/article/10.1007/s00729-021-00185-2
https://loehn-digital.com/vr-in-der-physiotherapie-und-schlaganfallrehabilitation/
Immersive Virtual Reality Intervention for Non-Opioid Pain Management: A Randomized Controlled Trial; Nov. 2018, Brennan Spiegel, Cedars-Sinai Medical Center

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